Das PROJEKT 14 ist meine Einmischung als Künstler in die leider allgegenwärtige Diskussion um die Menschenrechtsverletzung durch Folter, die bildhauerische Darstellung solch menschlichen Leidens, ein großes und ehrgeiziges Kunstprojekt, an dem ich 10 Jahre arbeitete. Wie Fernando Botero mit seinem Bilderzyklus zu Guantanamo, versuche ich mit bildhauerischen Mitteln die Darstellung solch menschlicher Zustände. 14 große Skulpturen aus Stein, die letzte 2011 vollendete aus guatemaltekischem grünen Marmor. Ikonographisch ist dieses Ausstellungsvorhaben eine Anknüpfung an frühchristliche Märtyrerdarstellungen: legendäre 14 Märtyrer – auch 14 Nothelfer genannt, die auf grausamste Weise zu Tode gebracht wurden. Auf diese Verknüpfung stieß ich vor 10 Jahren, als ich mich an dieses große Vorhaben machte. Damals ging das Foto eines gedemütigten irakischen Gefangenen um die Welt: nackt, die Hände hinter dem Kopf gebunden. Das erinnerte mich an ein Bild meiner Kindheit, das einen der Nothelfer im Wappen meiner Heimatstadt darstellte: Pantaleon, einer der legendären 14 Heiligen, dem man die Hände auf den Kopf genagelt haben soll.

14 FÄLLE VON FOLTERUNG MIT TODESFOLGE.
14 konkrete Geschichten, die ich durch den Bezug auf Legendäres verallgemeinere. Als Teil der Arbeit mache ich mich auf Reisen an Orte, die einen Bezug zu meinem PROJEKT 14 haben oder als Ausstellungsort in Frage kommen. Mich in die Tradition vieler Künstler stellend, die auf Reisen gingen, erhoffe ich mir Begegnungen und Inspirationen für meine weitere Arbeit. Ich will mich öffnen für bisher nicht Gedachtes. Ich suche die Öffentlichkeit, und versuche, Vertreter von Kultur, Politik, Gesellschaft und Kirche als Unterstützer für mein Vorhaben zu gewinnen. Es ist geplant Aktivitäten von amnesty international zum Bestandteil der Ausstellung des PROJEKT 14 zu machen. Es war nicht mein Wunsch, dass mein PROJEKT 14 eine solch blutige Aktualität bekommt durch das menschenverachtende Vorgehen machttrunkener Diktatoren in Nordafrika. Jahrzehntelang haben wir von den Folterern profitiert. Wir haben einfach weggeschaut. In meiner Kunst versuche ich mit den Mitteln des Bildhauers Menschen zum Hinschauen zu bringen.

DAS PROJEKT 14
VIERZEHN UNIVERSALIEN DES FOLTERNS.
Bisher konnte ich folgende Personen und Institutionen für die Unterstützung des PROJEKT 14 gewinnen: Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen (Museum am Dom, Würzburg), Kunststiftung der EKD (Berlin), amnesty international (Berlin), Prof. Dr. Manfred Nowak (Ludwig-Boltzmann-Institut, Wien), Pro Asyl (Frankfurt am Main), Goethe-Institut (Prag), Communitá di S. Egidio (Rom), Basilika und Kloster,Vierzehnheiligen, Kloster S. Francesco, Assisi.

MENSCH SO BIST DU
Projekt 1. Man nagelte ihm seine Hände auf den Kopf. Pantaleon. 3. Jahrhundert. Nikomedien. Im Jahr 2004 konnte die Welt ein Foto aus einem irakischen Gefängnis sehen: ein Mann, nackt, ein Sack über dem Kopf, die Hände über dem Kopf zusammengebunden. Gedemütigt von amerikanischen Soldaten, die vorgaben, ein Land befreit zu haben. Projekt 2. Mit einem Stahlkamm riss man ihm das Fleisch von den Knochen. Blasius. Dann enthaupteten sie das blutige Etwas und warfen die Kadaverteile in die Gosse. Armenien im Jahr 258 nach Christi Geburt. Es könnte aber auch 1896 gewesen sein. Projekt 3. In siedendes Öl geworfen. Veit. Vitus. Ein Kind von sieben Jahren. Eine Legende nur. Unvorstellbar ? Wissenschaftler benannten epileptische Zuckungen nach ihm. Andere protokollierten, wie lange es dauert, bis ein Kind in eiskaltem Wasser umkommt. Projekt 4. Rädern reichte nicht. Enthaupten musste man sie. Katharina. Sie glaubte an eine andere als die herrschende Doktrin. Folterer waten im Blut; ob in Alexandria oder in Chile. Das Neue, das Große soll nicht sein Projekt 5. Als man ihm mit Winden die Eingeweide aus dem Unterleib riss, war sein Leib nur noch Ekel. Erasmus. Pech und Schwefel hatte er überlebt. Die Phantasie der Schergen ist grenzenlos. Und zeitlos. Projekt 6. Mit dem Schwert enthauptet. Dionysius. Die Legende erzählt, der Heilige habe noch seinen Kopf selbst zur Grabesstätte getragen. Wer weiß ihre Zahl: Der Kommunisten und Juden, die ihr eigenes Grab schaufeln mussten, bevor sie von Soldaten der deutschen Wehrmacht erschossen wurden. Projekt 7. Krummgeschlossen. Cyriacus. Zwangsarbeit. Tägliche Demütigung. Grausame Willkür an Häftlingen. In den Lehm-gruben des alten Roms wie in den Folterkellern des Jetzt. Projekt 8. Eingemauert, weggesperrt, gefoltert, gequält, bei lebendigem Leib die Brüste abgeschnitten. Barbara. Wo war das ? Im Serbien des 20. Jahrhunderts ? In den Folterkellern der Inquisition ? Oder fand man ihren Schädel in einem ugandischen Massengrab? Projekt 9. In jenen dunklen Tagen warf man Unliebsame den Löwen vor. Eustachius. Dieser überlebte, sagt die Legende. Dann verbrannte man ihn. Flammen sind nicht wählerisch. Und ein Schauspiel ist es auch. Christen brannten zahlreich. Und Ketzer Millionen. Projekt 10. Es ist doch der Mensch, der den Menschen bedroht. Ägidius. Als Abt friedlich entschlafen nach einem erfüllten Leben. Wundersame Geschichten ranken um ihn. Mir, dem Bildhauer ist er zum Symbol geworden für eine besondere Erfahrung. Die 1968 in Rom gegründete Communitá di S. Egidio war 1992 beim Friedensschluss in Mosambik beteiligt. Projekt 11. Vielleicht hat man dich mit einer Lanze durchbohrt. Georg. Durchbohrt – so wie du den Drachen – bevor man dir den Kopf abschlug, weil du dich nicht beugen wolltest. Und doch in deinem Namen unterjochte man Völker, versklavte die halbe Welt. Unzählige Städte, Stätten brutalster Kolonisation tragen deinen Namen. Dein rotes Zeichen trugen die gierigen Kreuzritter. Den Drachen sollst du bezwungen haben. Sie haben das Ungeheuer wiederbelebt. Projekt 12. An den Haaren aufgehängt. Margareta. Gegeißelt. Mit brennenden Fackeln versengt. Durch den Dreck geschleift. Mit glühenden Eisen gemartert. Sie hat allem widerstanden. Carraci malt ihre Enthauptung und im Faustepos spucken die Neider und Frömmler auf sie. Projekt 13. Blutig gegeißelt. Achatius. Gekreuzigt. Kapadokien. 2. Jh. n.Chr. Der Unschuldige bedeutet sein Name. Jahrhundertelang riefen Menschen in Todesangst ihn an. Konnte er Ihnen beistehen? Den Ausgepeitschten, Versklavten, den Gehetzten, den auf der Flucht Erschossenen? Projekt 14. Von der Gestapo in Tegel inhaftiert. Am 9. April 1945 Flossbürg in aller Eile gehängt. Er sollte nicht überleben. Dietrich Bonhoeffer. In seiner Biographie wurde mir der frühchristliche legendäre Christopherus begreiflich. Einer, an dem man sich festhalten kann. Einer, der dich rüberbringt; der macht, dass du als menschliches Wesen heil bleibst. Das macht die Henker machtlos.


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